Vierter Humanities-Workshop, Addis Abeba, Oktober 2019

Zu unserem vierten und letzten “Workshop in the Humanities“ der aktuellen Förderrunde wurden neben den Fellows auch ihre Studierenden eingeladen. Sieben Masterstudierende und PhD-Kandidaten bereicherten unsere Runde und stellten im Präsentations-Panel ihre (teils sogar preisgekrönten) Arbeiten vor. In den anschließenden Diskussionen mussten sie sich kritischen Nachfragen der versammelten Postdoktorandinnen und Postdoktoranden stellen, und somit ihre Ergebnisse und Ansätze akademisch verteidigen. Eine Podiumsdiskussion zu "Research Dissimination and Policy Making" führte ein in die Thematik, wie Forschungsergebnisse gesellschaftlich-politisch nutzbar sein können. Das Coaching in diesem Workshop wurde von Birgit Carstensen geleitet und streifte verschiedene Themenkomplexe von Post-graduate Education and Thesis Supervision as a Project bis zu Academic Multitasking and the Advancement of Research Careers.

Podiumsdiskussion

Den Anfang des Workshops machte eine Podiumsdiskussion zum Thema “From Researchers to the General Public – Research Dissemination and Policy Making”.

Diskutiert haben Professor Innocent Pikirayi (University of Pretoria), Professor Nakanyike Musisi (University of Toronto) und Dr. Halkano Abdi Wario (Egerton University, Kenya) mit Dr. Plan Nyabezi (University of Zimbabwe). Alle Diskutierenden teilten ihre persönlichen Erfahrungen mit Öffentlichkeitsarbeit, die sie z.B. in Fernsehauftritten, in Printmedien und durch Teilnahme an politischen Gremien, zwischen internationalen NGOs und nationalen Interessen gemacht haben. Wenn es um kulturelles Erbe, um Genderfragen oder um religiösen Radikalismus geht, sind immer verschiedenen Öffentlichkeiten involviert. Betroffenengruppen haben andere Fachkenntnisse oder Informationsbedürfnisse als z.B. Akteure mit ökonomischen oder politischen Interessen, und Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler müssen diese genauso in Betracht ziehen, wenn sie ihre Forschungsergebnisse auf relevante Weise kommunizieren wollen. 

Die Bandbreite an Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, ist groß und hat durchaus Ausbaupotenzial bei den Anwesenden, besonders im Hinblick auf Digitalisierung und die verschiedenen "neuen" Kommunikationskanäle, wie bei einer Mini-Umfrage festgestellt wurde.

 

Präsentations- Panel

Sieben Studierende und PhD-Kandidaten präsentierten ihre Arbeiten im Präsentations- Panel und stellten sich dann den Kommentaren, Fragen und der Kritik aus dem akademisch breit gefächerten Publikum. Vor einer solchen Bandbreite der Geisteswissenschaften gekonnt Stellung zu beziehen ist definitiv eine besondere Herausforderung! Die Studierenden waren im Rahmen des Humanities-Projektes ebenfalls von der Volkswagen-Stiftung unterstützt worden: Die Fellows zahlten ihnen ihre Studiengebühren, ein Büchergeld, die Krankenversicherung und ein monatliches Stipendium. Hier nun bekamen sie von den Fellows Rat und Nachfragen zu ihren Texten, und auch vom Archäologen Professor Innocent Pikirayi aus Südafrika, der als erfahrener Mentor bereits einigen der Fellows zur Seite steht. Nach drei Jahren als Junior- oder Senior-Fellows der Volkswagenstiftung konnten die Stipendiatinnen und Stipendieanten anhand der Leistungen ihrer Studierenden auf dieser Veranstaltung somit beweisen, was sie als Lehrende an ihren Fakultäten geleistet haben, und zu Recht stolz auf diese Früchte ihrer Arbeit sein.

PhD- und Master- studierende

Admire Thonje

© RKT 2019
Sociologist Admire Thonje, from the University of the Witwatersrand in Johannesburg, presenting his paper on "Pentecostal Economies of Affect: Zimbabwean Pentecostals in Urban South Africa."

Amos Atuhairwe

© RKT 2019
Linguist Amos Atuhaire, M.A., from Makerere University in Kampala, Uganda, presenting his paper "The Role of Applicative Morphology in Marking Telicity in Ruruuli-Lunyala."

Elton Sagiya

© RKT 2019
Archeologist Elton Sagiya, M.A. (University of Zimbabwe in Harare, Zimbabwe) presenting his paper "Some Pasts are More Important Than Others: Remembering and Celebrating Heritage Places among Descendants of the Nambia State in north-western Zimbabwe."

Musa Said

© RKT 2019
Archeologist Musa Said Mwitondi, M.A. (University of Dar Es Salaam, Tanzania) presenting his paper “Establishing Chronological Sequences of Neolithic Culture at Lake Eyasi Basin in Northern Tanzania.”

Sinyati Robinson Mark

© RKT 2019
Archeologist Sinyati Mark Robinson, M.A. (University of Dar Es Salaam, Tanzania), presenting her paper “Continuity and Change: Crop Economies in the Context of Early Colonial Encounters on the Northeast Coast of Tanzania.”

Kenneth Luhila

© RKT 2019
Archeologist Kenneth Luhila, M.A., (University of Dar Es Salaam, Tanzania) presenting his paper on "Pre-Industrial Iron Producation in Mbala District of Northern Province, Zambia."

Darryl Chanakira

© RKT 2019
Historian Darryl Chanakira, M.A. (University of Zimbabwe in Harare, Zimbabwe) presenting his paper "Traditional Leaders and the Politics of Labour Recruitment in Zimbabwe's Platinum Mining Industry."

Coaching

Im Coaching mit der Hamburger Psychologin Birgit Carstensen ging es darum, sich innerhalb der eigenen akademischen Peergroup – Professorinnen und Professoren, Mittelbau, Studierende – auszutauschen über individuelle Herausforderungen im akademischen Lebenslauf und der aktuellen „Situatedness“. Die Themen  Post-graduate Education and Thesis Supervision as a Project sowie Academic Multitasking and the Advancement of Research Careers steckten dabei den Rahmen ab, die Ergebnisse wurden später im Plenum vorgestellt. Wie gibt man gutes Feedback, sodass der/die andere die Kritik annehmen kann? Wie gehe ich mit Loben und Kritisieren um? Wo stehe ich, wie ist meine Laufbahn bisher verlaufen? Welche Erwartungen habe ich an meine Mentorinnen/ Mentoren und/oder meine Studierenden? Was war bislang hilfreich auf meinem Weg, was nicht? Welche Erwartungen hat mein/e Mentor/in oder haben meine Studierenden an mich? Wie kann ich mich besser vernetzen?

Es stellte sich heraus, dass sich auf allen Stufen der universitären Hiercharchie ähnliche Herausforderungen aufdrängen (die sich trotz großer räumlicher Entfernungen und trotz unterschiedlicher akademischer Traditionen sehr ähneln): Zeitnot, Leistungsdruck, hohe Erwartungen/ große Anforderungen von allen Seiten. Über eine auf die Studierenden gemünzte Metapher der Professor*innengruppe wurde viel diskutiert: „We can lead the horse to the water, but the horse needs to drink by itself.“

Frau Carstensen sprach zudem über das unter Akademikerinnen und Akademikern weit verbreitete “Impostor Syndrome”, das einem suggeriert, nicht intelligent genug zu sein und in seinen Leistungen von anderen permanent überschätzt zu werden. Diese Minderwertigkeitsgefühle und massiven Selbstzweifel sind also mit der ständigen Angst vermischt, demnächst als Hochstapler entlarvt zu werden. Ein positiver Weg damit und mit anderen akademischen Herausforderungen umzugehen, so lernte die Gruppe, seien Positive Affirmationen, mit deren Hilfe man seine eingefahrenen Gedankenmuster neu überschreibt und durch die neue Formulierung mehr Freiraum, Motivation und Selbstvertrauen bekommt.

Kulturelle Exkursion

© Amos Atuhairwe, Makerere, 2019
Gruppenfoto mit Studierenden im Unity Park Addis Abeba

Die kulturelle Exkursion führte die Gruppe in den "Unity Park", ein Areal im Herzen Addis Abebas, auf dem sich auch der Palastkomplex von Emperor Menelik II. mit Banketthalle und Thronhaus befindet. Der Unity Park beherbergt verschiedene Ausstellungen, die auf Flora, Fauna und regionale Besonderheiten der verschiedenen äthiopischen Regionen aufmerksam machen, und die Geschichte des Landes in seiner Vielfalt darstellen.